Amerikanische Infantrieeinheiten besetzen die Stadt Braunschweig (Foto: Keystone)

Die Siedlung Mascheroder Holz nach dem Zusammenbruch

Die Siedlung Mascheroder Holz nach dem Zusammenbruch

Während das Gemeinschaftshaus beschlagnahmt wurde, mußten die Bewohner an der Nordseite des Welfenplatzes in kürzester Zeit ihre Häuser für die amerikanischen Soldaten räumen.

Durch Bomben aufgerissene Straßen, zerstörte und beschädigte Häuser bestimmten wie überall in Deutschland das äußere Bild.

Täglich kamen zu den Ausgebombten die Flüchtlinge aus Ostpreußen, Schlesien und den anderen deutschen Ostgebieten, die eine Unterkunft suchten. In der Stadt Braunschweig wurden im Jahre 1946 insgesamt 38819 Flüchtlinge und Evakuierte gezählt. Dazu kamen 43109 Luftkriegsgeschädigte. Die Menschen wurden in den vorhandenen Wohnräumen immer mehr zusammengedrängt. Da die vorhandenen und bereits überbelegten Wohnräume nicht ausreichten, mußten vielen Familien die Bunker als vorläufiges Quartier dienen.

Von dem vor dem Kriege in der Stadt Braunschweig vorhandenen 269000 Wohnräumen (ohne Küche) gab es jetzt noch 130000. Wohnten Ende 1939 etwa 6000 Personen in der Siedlung, so stieg die Einwohnerzahl jetzt stark an und erreichte in den Jahren 1946 bis 1950 durchschnittlich ca. 10000 bis 12000 Personen.

Der Wille zur Verbesserung der Wohnverhältnisse und zur Beseitigung der Kriegsschäden war vorhanden, aber Zement, Steine, Holz, Dachziegel, ja selbst Nägel und Schrauben waren Kostbarkeiten, die kaum jemand besaß oder beschaffen konnte.

Auch die Zuteilung der Baustoffe durch die Ende 1945 eingerichtete Baustoff! Die Leitstelle war nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Infolgedessen blühte der „Schwarze Markt“ mit Baumaterial genauso wie der Schwarzmarkt mit Zigaretten, Lebensmitteln usw.

Bis etwa 1950 beschränkten sich daher die Bauarbeiten fast ausschließlich auf die Reparatur von Kriegsschäden oder kleinere Umbauten.

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Wiederaufbau und Schwarzmarkt

Wiederaufbau und Schwarzmarkt

Übrigens – wer kennt noch die damaligen offiziellen Preise und die Schwarzmarktpreise?

Die Preise waren in den verschiedenen Gegenden Deutschlands unterschiedlich und konnten von der hier angegebenen Höhe abweichen.

Im Vergleich dazu betrug der monatliche Lohn eines Arbeiters in den Jahren 1945 – 1948 zwischen 150,- und 200,- RM.

Wer kein Geld für den Schwarzmarkt hatte, konnte es mit einer kleinen Tauschanzeige in der Zeitung versuchen: „Biete Markenfüllfederhalter, suche Briketts“ oder „Suche Kochtöpfe biete Gardinen, suche Heizmaterial biete meine Zigarettenration“ usw. In einigen Städten wurden Tauschzentralen eingerichtet.

  Tabelle seitlich verschiebbar   

Ware Offizieller Preis (1947) Schwarzmarktpreis (1946/1947)
Fleisch 2,20 RM 60-80 RM
1kg Brot 0,37 RM 20-30 RM
1kg Zucker 1,07 RM 120-180 RM
1kg Butter 4,00 RM 350-550 RM
20 Zigaretten 2,80 RM 70-100 RM (US-Zigaretten)

Mit der Aufhebung der Rationierung von Zucker im März/April 1950 wurde die im September 1939 eingeführte Lebensmittelbewirtschaftung endgültig aufgehoben.

Omnibusse und Straßenbahnen fuhren noch nicht wieder, da das öffentliche Verkehrsnetz weitgehend zerstört war. Zur Arbeitsstelle – und diese lag meistens in der Stadt – ging es nur auf „Schusters-Rappen“ – und das, obwohl die Schuhsohlen genauso knapp waren wie die Lebensmittel.

Mit dem Fahrrad wagte man nicht zu fahren, denn zu oft wurde es mit Gewalt entwendet.

Die offizielle Zuteilung laut Lebensmittelkarten bewegte sich bei 1500 Kalorien, oft genug waren es weniger als 1000 Kalorien, pro Tag. In der 76. Zuteilungsperiode vom 28. Mai 1945 bis 10. Juni 1945 konnten wöchentlich bezogen werden: 1550 g Brot, 250 g Fleisch, 125 g Butter, 75 g Nährmittel, 2000g Kartoffeln und 25 g Kaffee-Ersatz. Für Kinder gab es zusätzlich 62,5 g Marmelade und 125 g Zucker. Mit viel Glück und langem Schlangenstehen erhielt man auch vielleicht die vorgesehene Menge.

Nach der Instandsetzung des Verkehrsnetzes war es ab 14. Juni 1945 möglich, den Straßenbahn- und Autobusbetrieb in beschränktem Umfang wieder aufzunehmen. Laut Fahrplan vom Juli 1945 bestand von Montag bis Freitag von 6.00 bis 9.20 Uhr und von 16.00 bis 19.20 Uhr sowie sonnabends von 13.00 bis 16.00 Uhr im Abstand von 10 Minuten eine Autobusverbindung von der Siedlung Mascherode nach Querum. Die verkehrsmäßige Anbindung an die Siedlung Lindenberg – deren Baubeginn für ca. 1400 Wohnungen im Jahre 1939 war- erfolgte mit der Einrichtung einer Autobus-Linie am 18. September 1950.